Im Zentrum des zweijährigen Projektes steht eine Spurensuche nach der Bedeutung von Esskultur für das gemeinsame europäische Kulturerbe. Denn „zwischen Bedürfnis – Hunger – und Befriedigung – Essen und Trinken – setzt der Mensch das ganze kulturelle System der Küche. Er befriedigt seine organischen Bedürfnisse fast ausschließlich mit tradierten, d.h. kulturellen Methoden. Darüber hinaus erscheint Essen und Trinken auch als ein gesellschaftliches Operationsgefüge, das Orientierung und Kommunikation zwischen Gruppen und Individuen sicherstellt.“ (Ulrich Tolksdorf)
Aus diesem Grund ist es möglich, „durch eine Untersuchung der jeweiligen Esskultur eine besonders eindringliche Beschreibung auch kultureller Prozesse anderer gesellschaftlicher Bereiche zu erhalten. Die Esskultur wird dadurch zu einer Art Spiegel, in dem sich nicht nur Essgewohnheiten, sondern auch gesellschaftspolitische Werte und Ordnungen erschließen lassen.“ (Gunther Hirschfelder)
Somit entstand die Frage, inwiefern die traditionellen Herstellungsprozesse von Lebensmittel wie auch die Rituale gemeinsamen Essens als kulturbildende Prozesse europaweit erfahrbar gemacht werden können. Der Frage „Kann Essen kulturbildend sein?“ wird somit in Frankreich, Griechenland, Italien, Polen und Deutschland nachgegangen.
Die SchülerInnen machen sich auf Spurensuche nach landestypischen Produkten und deren Herstellungsprozessen, wobei immer die Verbindung zwischen Lebensmitteln, landestypischer Kultur und ökonomischer Bedeutung der kulturellen Ressourcen beachtet wird.
Bei den Aktivitäten werden länderübergreifende Schülergruppen gebildet, die etwa bei einem Olivenbauern, Schäfer, Pferdezüchter, Fischer oder Weinbauern zu Gast sind und die kulturellen Zusammenhänge kennenlernen. Am Ende jedes Treffens steht eine öffentliche Abschlussveranstaltung in Form einer Food-Messe mit kulinarischer und medialer Präsentation von Produkten, Betrieben und beteiligten Einrichtungen. Am Ende des Gesamtprojekts wird ein Europäisches Kulturkochbuch veröffentlicht, in dem alle beteiligten Betriebe, Produkte, die dazugehörigen Rezepte wie auch der Beitrag zum europäischen Kulturerbe vorgestellt werden.
Übergeordnete Ziele sind somit die Schärfung der jeweiligen Schulprofile um die Aspekte Kulturerbe, Umweltbildung und Nachhaltigkeit, die Schaffung eines Bewusstseins für den Zusammenhang von regionalen Wertschöpfungsketten und nachhaltiger Umweltbildung, das Wissen um den Zusammenhang von Esskultur und Identitätsbildung in europäischem Rahmen und zuletzt das Verständnis ökonomischer Möglichkeiten regionalen Unternehmertums in diesem Bereich.
Dazu ist das Projekt fächerverbindend angelegt. So sind etwa am Gymnasium Lappersdorf die Fächer Geschichte, Soziologie, Wirtschaft, Biologie und Geografie eingebunden. Die Einbindung in das UNESCO-Schulprofi wie auch in die Curricula der 9. und 10. Jahrgangsstufe sorgen für längerfristigen Nutzen für die Schulgemeinschaften.
Pro Schule werden je 12 SchülerInnen der 9. und der 10. Jahrgangsstufe teilnehmen, die in Form einer ERASMUS-AG zusammengeführt werden und bei regelmäßigen Treffen an der Vorbereitung der Projekte arbeiten. Während der Laufzeit des Projektes sind pro Schule 10 bis 12 LehrerInnen in die Durchführung des Gesamtprojektes bzw. in der Vor-Ort-Aktivität eingebunden.
Alle Aktivitäten dienen der kulturellen Spurensuche – der tragende Gedanke ist zudem die Erkenntnis einer gemeinsamen europäischen Identität und der Abbau von Stereotypen und Vorurteilen. Die SchülerInnen werden sich bei den Aktiviäten in Lappersdorf, Avellino, Plougastel, Larisa und Braniewo der Vielfalt und der Bedeutung des kulturellen Erbes bewusst. Sie erstellen Imagefilme zu den einzelnen besuchten Betrieben und Produkten, trainieren ihre Kompetenzen in moderner Grafik- und Mediengestaltung, arbeiten bei jedem Treffen an der Abschlussveranstaltung und gestalten weiter das europäischen Kulturkochbuch. Immer aktuell wird der Projektverlauf im Blog und auf den sozialen Accounts veröffentlicht.
Bei der letzten Aktivität in Larisa wird der gesamte Projektverlauf mittels einer Vorher-Nachher-Evaluation dargestellt werden und das europäische Kulturkochbuch der Öffentlichkeit präsentiert werden. Außerdem werden die Konzepte für die Integration des Themas in die jeweiligen Schulcurricula dargestellt.
Die Teilnahme am Projekt wird eine langfristige positive Wirkung auf mehreren Ebenen erzielen, und zwar bei Schülern, Lehrern, Schulgemeinschaft und Region: die Schüler vertiefen ihre Kenntnisse in Bezug auf das europäisches Kulturerbe und beteiligen sich an der Erhaltung der kulturellen Ressourcen. Des Weiteren knüpfen sie Kontakte zu Betrieben und Produzenten in ihrer Umgebung und im europäischen Ausland, die auch für ihre spätere Berufswahl entscheidend sein können. Die Kollegen erleben den Wert ihrer Arbeit und des Engagements, gewinnen Unterrichtsideen und externe Kontakte. Das Ansehen der Schulen nach außen sowie die öffentliche Wahrnehmung werden erhöht.